Geht es dir auch manchmal so? Du hast Urlaub und willst dich erholen, aber plötzlich wirst du krank oder bist total erschöpft oder deine Stimmung geht in den Keller. Ist damit die Erholung futsch? Ich glaube nicht, denn für mich geht es bei Erholung um die Regeneration von Routine und Funktionieren, von der Last des Alltäglichen. Um dies zu erreichen, versucht dein System, dich ungewöhnliche Erfahrungen machen zu lassen, die auch mit körperlicher Schwäche und Stimmungsabfall einhergehen können.
Während unseres Urlaubs in der Emilia-Romagna hatte ich eine solche ungewöhnliche Erfahrung. Wir hatten ein Appartement in einem Haus in den Bergen gemietet. An einem Samstag ergab es sich, dass ich dort ganz allein war. Diese Zeit des Alleinseins wurde perfekt genutzt, um mich eine neue Erfahrung machen zu lassen.
Körperlich ging es mir gar nicht gut. 🥴 Ich war müde und kraftlos und mir war leicht übel. Ich fühlte mich unbeweglich, hilflos, ohne Energie und ohne Impulse, abgeschnitten von meiner Kraft. Mir war der Stecker gezogen – zum Glück! 🍀 Denn sonst hätte ich gar nicht auf meine innere Stimme geachtet. Gedanklich bin ich nämlich durchgegangen, was ich so alles tun könnte, aber da ich so kraftlos war, hatte ich keinen Impuls, etwas zu beginnen. Es war für mich zum Verzweifeln, denn es kam gar nichts. Ich saß also einfach nur rum und wußte nichts mit mir und meiner Zeit anzufangen. 🤷🏻♀️
Und dann hörte ich plötzlich von innen: „Geh zur Schaukel und schaukle!“ Also habe ich mich auf die Schaukel hinter dem Haus gesetzt. Und die Stimme sagte weiter: „Schaukle nur, nichts anderes. Lass deine Gedanken ruhen und nimm ausschließlich die Bewegung des Schaukelns wahr, spüre, erfahre. Nichts sonst. Sei das, was du tust.“
Also nichts als Sein. Puh ! Und dann natürlich auch noch völlig ohne Erwartungen. 🙄 Einen Anteil von mir hörte ich nämlich denken: „Wenn ich das jetzt tue, geschieht bestimmt etwas Grandioses, ich habe sicher eine Vision oder zumindest eine ganz besondere Erfahrung.“ Ha, ha.😬
Und ja, die Erfahrung war besonders, aber nicht so, wie sich dieser Anteil das vorgestellt hat. Nicht spektakulär, nein, „nur“ die Erfahrung von Wahrnehmung, von Anwesend-Sein, Gegenwärtigkeit im Moment des Schaukelns.
Erinnerungen an meine Kindheit tauchten auf. Gefühle, Bilder. Ich fühlte die Gefühle und nahm die Bilder wahr, ohne sie einzusortieren oder zu bewerten. Ich schaukelte mal stärker, mal weniger stark, so wie es gerade kam, auch ohne dies zu bewerten. Ich fühlte mich eingebunden ins Leben, ohne selbst tätig werden zu müssen (ganz merkwürdig) und das Beste: meine körperlichen Beschwerden waren plötzlich verschwunden. Allerdings tauchten sie jedesmal wieder auf, wenn ich anfing, meine Gedanken kreisen zu lassen und wurden stärker, wenn die Gedanken kritisierend und urteilend wurden. 😠 Da war ich dann definitiv nicht mehr im Sein !! 🧐
Sein durch gedankliches Nichts-Tun: das kannte ich schon von Meditationen. Aber Sein durch fühlen und ganz im Fühlen sein, ohne Worte: das war anders. Dieses Fühlen und Berühren hat mein Nervensystem so entspannt, dass ich meine aufgestauten Emotionen, die zur Übelkeit geführt hatten, endlich verdauen konnte. Ich habe getönt, alles Mögliche berührt, mit allen Sinnen wahrgenommen und gestaunt. 😲 Im Staunen sind unter anderem die folgenden Fotos entstanden. Auch das Fotografieren wurde zum Sein: Geduldiges Warten auf den richtigen Moment. Warten ohne zu warten. Einsinken in den Moment des Staunens.
Es war für mich eine erstaunliche Erfahrung, das Sein auch als Fühlen und Einlassen wahrzunehmen und nicht nur als Nichts-Tun. Ich durfte also aktiv sein, fotografieren und schaukeln, nur mein gedankliches Bewerten und Kommentieren sollte ruhen. Je mehr also mein Geist schweigen konnte und ich mich ganz auf das Fühlen konzentriert habe, um so mehr gelangte ich ins Sein, auch im Tun❣️
Ich war danach ganz ruhig und zentriert. Sprachlos, da keine Worte kamen. Tiefer Frieden erfüllte mich, und es ging mir körperlich viel besser.
Es lohnt sich also, das Sein ins Tun zu integrieren … 😉
Möge dir die Meditation den Zugang zum Sein erleichtern !